Zandvoort – Der Wind bläst, die Diskussion fließt

von | 14. April 2019

Zandvoort|Der letzte Halt des Europe-Dome in den Niederlanden war am Strand! Die kleine Stadt Zandvoort liegt direkt am Meer und beherbergt mehrere schöne und „gesellige“ Pavillons. Einer von ihnen, Paviljoen Jeroen, war Gastgeber unseres Projekts European Public Sphere. So konnte unser Dome in der Nähe der kleinen Strandsitze und Sonnenschirme den weichen Sand zwischen seinen Balken kitzelten spüren. Unsere Praktikantin Mitte van Hout berichtet.

Der Europe-Dome besuchte zum ersten Mal den Strand! Und wenn wir sagen, dass wir an den Strand gehen, gehen wir wirklich dorthin! Wir bauten die Kuppel im Sand auf, direkt vor dem Paviljoen Jeroen. Für uns, das Bauteam, brachte diese neue Umgebung einige unbekannte Herausforderungen mit sich: Die Ringmuttern füllten sich mit Sand, die Leitern waren etwas wackeliger als normal und unser Schild, das die Gespräche ankündigte, konnte dem Wind vom Meer nicht trotzen. Glücklicherweise unterstützten uns zwei Freiwilligen, von denen einer in Zandvoort lebt und somit an die sandigen Herausforderungen des Strandes gewöhnt war.

Der erste Dome-Talk des Tages

„Die Regierung muss Geld umlenken, um die Art und Weise, wie wir leben und handeln, anzupassen. Auch um sich an die neuen Technologien und den ökologischen Wandel anzupassen, brauchen wir Unterstützung, um diesen drastischen Wandel zu bewältigen – die Regierung sollte in diese Einrichtungen investieren, dann wären die Menschen eher bereit, ihr Verhalten zu ändern und zu kooperieren“.

Teilnehmerin unter der Kuppel

European Public Sphere

Und wir müssen sagen: Das Ergebnis war atemberaubend! Die Europakuppel hob sich hervorragend vom weißen Sand ab, die Wellen prallten in der Ferne gegen das Ufer. Der Himmel war blau, die Möwen schrien über unseren Köpfen und mehrere Leute am Strand warfen einen interessierten Blick auf die Kuppel und das entsprechende Projekt. Gleichzeitig fand im Paviljoen Jeroen eine weitere Veranstaltung statt, was viel Laufkundschaft bedeutete. Eine Gruppe von Frauen entschied sich, nicht in die Kuppel zu kommen, sondern nahm einen Stapel Papiere und gab ihrer Kreativität freien Lauf! Diese Kunstwerke und niedergeschriebenen Wünsche hängen wir immer an einer Wäscheleine um den Europe-Dome und so flatterten ihre positiven Gedanken über Demokratie und Europa den Rest des Tages glücklich im Wind.

Generell sollte der Europe-Dome eine einladende Atmosphäre für Interessierte am Strand schaffen. Unser erster Dome-Talk über den Klimawandel wurde von zwei Personen aus den Niederlanden und zwei aus Indien besucht. Letztere waren erst vor einem Monat nach Deutschland gezogen – und damit erst seit kurzem Europabürger.

Sie konnten aus ihrer Heimat interessante Perspektiven zum Thema Klimawandel eröffnen und betonten auch die Unterschiede zwischen Deutschland und Indien, soweit sie sie bis dahin erkannt hatten. Diese Erkenntnisse, kombiniert mit den Meinungen und Ansichten der niederländischen Teilnehmenden, führten zu einem interessanten globalen und multikulturellen Ansatz zum Thema Klimawandel.

 

Video unserer 5 Stopps in den Niederlanden

Der zweite Dome-Talk hatte mehr Teilnehmende und sogar Leute von der Veranstaltung im Paviljoen Jeroen traten nun in den Kreis. Wir diskutierten das Thema Migration und Integration und mehrere Teilnehmende argumentierten, dass wir eine grenzüberschreitende Lösung brauchen, an der alle Länder der Europäischen Union beteiligt sind. Es wurde darauf hingewiesen, dass dies bedeuten würde, dass die EU-Mitgliedstaaten transnationaler arbeiten und Probleme der Migration mit dem demokratischen Defizit in Europa verbinden müssten. Es wurde hinzugefügt, dass das Thema Migration heutzutage oft nur noch mit der Abwanderung von Menschen aus ärmeren Regionen in reichere Regionen, wie Europa, verbunden wird. Migration ist jedoch breiter und umfasst auch Menschen, die von reichen Regionen in andere Regionen ziehen. Auf diese Weise führte die Diskussion zu einer breiten Definition des Themas und mehrere Teilnehmende stimmten dieser breiteren Sichtweise auf Migration zu.

 

Zum Thema Integration waren sich mehrere Teilnehmende einig, auch bei uns, den Bürger*innen, liegt die Verantwortung. Einige sagten, wir sollten weniger von Einwanderern erwarten; andere betonten, wie wichtig es sei, freundlich zu anderen zu sein und mit Menschen aus verschiedenen Kulturen in Kontakt zu treten. Interessanterweise war einer unserer Teilnehmer vor zwanzig Jahren tatsächlich von Malaysia in die Niederlande gezogen und konnte so die Perspektive eines Zugewanderten beleuchten. 

Die Vielfalt unserer europäischen Öffentlichkeit unter dem Europe-Dome in Zandvoort genoss ich sehr. Wir hatten nicht nur eine Vielzahl von Menschen aus den Niederlanden aufgenommen, sondern auch mehrere Menschen, die sich in Europa integriert haben oder integrieren wollen. Ich fand es interessant zu sehen, wie manchmal die Meinungen der zugewanderten denen, der in den Niederlanden geborenen und aufgewachsenen Menschen sehr ähnlich waren. Dennoch konnten beide Gruppen den Diskussionen viele Erkenntnisse hinzufügen, oft aus ihrer persönlichen Erfahrung.

Was mir am besten gefiel, war, dass einer der Teilnehmenden, als er im zweiten Vortrag das Mikrofon nahm, uns sagte, dass er nicht wusste, was er sagen wolle. Stattdessen, sagte er, genieße er es, den anderen zuzuhören und wäre erstaunt, wie viel er gelernt habe. Ich denke, dass dies eine der wichtigsten Funktionen unserer Dome-Talks ist.

Die Öffentlichkeit, die wir schaffen, sollte ein Ort sein, an den Menschen kommen, um ihre Ansichten zu teilen, aber auch, um einander zuzuhören und voneinander zu lernen. In unserer heutigen Gesellschaft, in der die Meinungen oft stark polarisiert sind, ist ein solcher Ort unerlässlich. Ein Ort, an dem Menschen andere Menschen mit einer anderen Meinung treffen und Gedanken und Argumente respektvoll austauschen können. 

Dies ist ein Weg, um Menschen aus ihrer Filterblase zu befreien und sie dazu zu bringen, die Dinge zu überdenken, die ihnen so offensichtlich und logisch erscheinen. 

Der Europe Dome ermöglicht es uns also, unsere eigenen Ideen in Frage zu stellen, und verlangt von uns, überzeugende Argumente zu formulieren, warum wir an unsere Überzeugungen glauben. Und genau diese Maßnahmen sind notwendig, um ein*e aktive*r, demokratische*r Bürger*in zu sein. 

Immer noch über diese Gedanken nachdenkend, begannen wir mit dem Abbau des Domes. Die Sonne ging langsam am Horizont unter und wir arbeiteten hart, entschlossen, vor Sonnenuntergang fertig zu werden. Als ich mit unseren Materialien zum Auto und zurück ging, sah ich, dass vier unserer Teilnehmenden, die sich vorher noch nicht gekannt hatten, gemeinsam etwas trinken gingen.

Video unserer 4 Stopps in Belgien

Ich ging vorbei und sprach mit ihnen über den vergangenen Tag, das Wetter und natürlich über den vorherigen Dome-Talk. „Ich finde es so ein tolles Projekt“, sagte mir einer von ihnen. „Und jetzt haben wir auch diese netten Leute kennengelernt.“

Sie können sich vorstellen, dass dies ein guter Abschluss unserer European Public Sphere-Tour durch die Niederlande war. Ich habe gesehen, wie schwer es sein kann, Menschen in eine Diskussion einzubinden, aber ich habe auch bemerkt, dass das Projekt Menschen zusammenbringen kann, indem es teilt, lernt und – um ein schönes niederländisches Wort zu verwenden – einfach durch seine „Gezelligheid“.

Diesen Post teilen:

0 Shares
  • Facebook
  • Twitter
  • Google+

Einige Eindrücke unseres Dome-Events: