Amsterdam – Gedankenfutter
Amsterdam| Am 12. April besuchte der Europe-Dome die multikulturelle Stadt Amsterdam. Mitten in der Passage in De Hallen, einem geschäftigen Zentrum für Kultur, Essen und Handwerk, lud der Europe-Dome alle ein, an Diskussionen über Bürgerbeteiligung und Ernährungssicherheit teilzunehmen. Mirte van Hout schreibt über ihre Erfahrungen in Amsterdam.
Unter dem Dach von De Hallen können Menschen sich treffen, um in den De FilmHallen verschiedene Filme zu sehen, Bücher aus der dort befindlichen Bibliothek im Buchcafé zu lesen oder Kunst aus der Galerie Beeldend Gesproken (Bildend Gesprochen) zu mieten. Neben diesen kulturellen Aktivitäten gibt es auch Initiativen zur Ausbildung von Handwerkern. So standen wir beispielsweise direkt neben Recycle, das Menschen mit einer gewissen Distanz zum Arbeitsmarkt zu Fahrradmechanikern ausbildet. Schließlich beherbergt De Hallen die überaus beliebten FoodHallen, in denen man Speisen aus aller Welt finden und probieren kann.
In dieser bunten und abwechslungsreichen Atmosphäre errichteten wir den Europe Dome. Da wir mitten im Durchgang standen, gingen alle, die De Hallen betraten, direkt in die geodätische Struktur unserer Kuppel hinein. Unter dem Gemälde, welches einen Volksaufstand zeigte, lud das Projekt European Public Sphere die Passant*innen zu offenen Diskussionen über Demokratie und Europa ein.
Als wir beim Bau der Kuppel auf der Leiter standen, kamen bereits mehrere Leute auf uns zu, um zu fragen, worum es bei unserem Projekt ging und wie sie sich beteiligen könnten. Sie neigten ihre Köpfe, um die bunten Zettel zu lesen, oder legten eine Hand auf die Holzbalken und zogen sacht daran.
Dennoch war es interessant zu sehen, dass, obwohl wir uns an diesem zentralen Ort in Amsterdam befanden, wo jedes Geschäft und jede Initiative „Nachhaltigkeit“ und „Bewusstsein“ zu schreien scheint, viele Menschen zögerten, sich zu beteiligen.
Glücklicherweise fanden wir einen eifrigen Teilnehmer, der den ganzen Weg von Den Haag nach Amsterdam zum Dome-Talk gereist war. Er war der Gast unserer ersten Diskussion, in der wir über Bürgerbeteiligung sprachen. Ausgehend davon, was ein*e Bürger*in ist und was wir tun können, um mehr Resonanz auf unsere Ideen in der Politik zu finden, entwickelte sich das Gespräch und berührte die Geschichte der Demokratie.
Später gingen wir sogar zur Zufallsauswahl als Konzept der Demokratie über und vertieften uns in die praktischen Aspekte, aber auch die Philosophie hinter einem solchen Verfahren. Als Moderatorin der Vorträge gefiel mir, wie engagiert unsere Teilnehmer diese Themen diskutierten – so sehr, dass ich mich auch mehrmals an dem Gespräch beteiligte.
In unserer Pause hatten wir die Idee, etwas in den schönen, aber teuren FoodHallen zu essen. Am Ende entschieden wir uns dagegen und fanden einen Markt direkt vor De Hallen, wo auch die Speisen satt und deutlich günstiger waren. Wir fanden eine leere Bank in der Sonne und diskutierten, welche Ideen im vorherigen Gespräch geäußert wurden.
Ich persönlich sammelte Gedanken zur Ernährungssicherheit und -qualität, um den nächsten Dome-Talk richtig moderieren zu können. Es würde das erste Mal, dass wir über dieses Thema diskutieren und obwohl es ein weit gefasstes Thema ist, stellte ich mir vor, dass es schwer sein würde, die Leute für eine Diskussion über dieses Thema zu begeistern. Glücklicherweise war der zweite Dome-Talk besser besucht.
Im Zusammenhang mit dem Thema Lebensmittelqualität und -sicherheit sprachen die Teilnehmenden über internationale Handelsabkommen sowie interne europäische Verträge der Bioindustrie und Landwirtschaft. Darüber hinaus betonten die Teilnehmenden, wie wichtig es ist, in Sachen Lebensmittelabfälle und Lebensmittelqualität mehrfach selbst Verantwortung zu übernehmen. Einige argumentierten, dass wir erwarten, dass Lebensmittel ästhetisch ansprechend sind, während wir nicht wissen, woher unsere Lebensmittel tatsächlich kommen. Mehrere Teilnehmenden kamen zu dem Schluss, dass wir wieder zu lokal produzierten Lebensmitteln zurückkehren müssten. Der erste Teilnehmer erwähnte sogar seinen eigenen Gemüsegarten und veranschaulichte, wie er sich dadurch selbst versorgen konnte.
Der Tag endete stilvoll, als wir in De FoodHallen in Begleitung einer unserer Teilnehmerinnen ein wohlverdientes niederländisches Bier tranken. Beim Abbau des Europe Dome wartete noch eine weitere Überraschung auf uns. Von der Vorderseite der De Hallen hörten wir laute, schwingende Musik kommen. Erstaunlicherweise, während wir auf den Leitern standen und die Balken der Kuppel abschraubten, tanzte eine brasilianische Karnevalsgruppe den Gang hinunter. Vorbei an der stabilen und starren Holzstruktur des Europe Dome schüttelten die schön gekleideten Tänzerinnen und Tänzer ihre Hüften.
Als wir uns auf unseren nächsten Halt am Folgetag in Den Haag vorbereiteten, summten wir immer noch die fröhlichen Klänge der Karnevalsband.