Bereits einen Monat ist seit der letzten persönlichen Diskussion des Projekts Ukrainian Vibes unter der Europakuppel vergangen. Das Team von Ukrainian Vibes 2022 besuchte mit seinen Diskussionsveranstaltungen vier Städte und sprach mit Menschen unterschiedlichster Herkunft. Zu den Themen Geschichte, Menschenrechte, Nachhaltigkeit und Bürgerbeteiligung nahmen 60 Personen aus 17 verschiedenen Ländern an den Diskussionen unter der Kuppel teil. Sie alle kamen aus ganz ähnlichen Gründen: um die Ukraine zu unterstützen und mehr über sie zu erfahren, aber auch, um Beiträge für eine bessere Zukunft Europas zu leisten.


Die folgende Sammlung von 19 Bildern soll einen besseren Eindruck von der Tour und dem Projekt Ukrainian Vibes vermitteln.

Erster Stopp: Köln

Ukrainian Vibes wurde von Democracy International e.V. in Köln und seinen ukrainischen Partnern National Ecological Centre of Ukraine und Change Communication, beide mit Sitz in Kiew, initiiert. Das Projekt ist die zweite Auflage eines Austauschs zwischen der Ukraine und Deutschland. Die vier jungen Fachleute auf dem Bild arbeiten sechs Monate lang in Deutschland zusammen. Von links nach rechts: Nele König aus Leipzig, Anna Proskurina aus Kiew, Katharina Bews aus Göttingen und Olha Mordiuk aus Kiew. Für jede Station der Tour musste der Europe Dome von den vieren aufgebaut werden. Hier sehen Sie das Team beim Aufbau der Kuppel auf dem Roncalli-Platz in Köln.

Die erste Station der Ukrainian Vibes Tour fand am 25. Juni in Köln statt. Da das Projekt dort angesiedelt ist, war die Stadt ein guter Ort, um mit den ersten Diskussionsrunden der Ukrainian Vibes zu beginnen.

Neben dem berühmten Kölner Dom befinden sich Olha und Katharina in der Endphase des Baus der Europakuppel. Die Kuppel ist eine 3,5 Meter hohe Holzkuppel, in der etwa 20-30 Personen Platz finden. Die Initiative European Public Sphere, zu der auch Ukrainian Vibes gehört, hat bereits über 10 Länder mit dem Europe Dome bereist und mehr als 1.200 Menschen zu Diskussionen über die Zukunft Europas eingeladen.

Das Team schaffte es, alles rechtzeitig für die erste Diskussionsrunde um 12 Uhr aufzubauen.

In der Regel fanden an jedem Tourstopp zwei Diskussionsrunden statt. In den ersten anderthalb Stunden in Köln konzentrierte sich das Team auf das Thema der schwierigen Geschichte der Ukraine und stellte den Teilnehmern Fragen zu den besten Erinnerungspraktiken in ihren Ländern und der Verarbeitung historischer Traumata.


Im zweiten Teil, von 14:30 bis 16 Uhr, ging es um die Menschenrechte und deren Wahrung, insbesondere in Kriegszeiten. Es wurden Fragen gestellt, warum und wo in der Ukraine noch immer eine Ungleichheit zwischen den Geschlechtern besteht und wie Russland für die Menschenrechtsverletzungen, die es in der Ukraine begeht, zur Verantwortung gezogen werden muss.

In beiden Diskussionen gaben die ukrainischen Teilnehmer interessante Einblicke in das aktuelle Leben in der Ukraine und wie sie, ihre Familie und Freunde mit dem Krieg umgehen. Aber auch die anderen Teilnehmer hatten viel zu der Diskussion beizutragen. Es entwickelte sich ein Dialog zwischen den ukrainischen und nicht-ukrainischen Teilnehmern, bei dem niemand zu kurz kam. Denn am Ende haben alle Teilnehmer, egal woher sie kommen, den gleichen Wunsch: Der Krieg in der Ukraine soll so schnell wie möglich beendet werden.

„Wir kennen nur Deutschland als den Schuldigen, aber nicht die Sowjetunion, denn die ist ein Gewinner. Und dieses Regime wuchs und wuchs. Niemand hat sich die ganze Zeit darum gekümmert und jetzt sehen wir nur die Ergebnisse des Faschismus in der Sowjetunion und jetzt ist es Russland. Und Russland ist als Imperium immer noch am Leben, es hat nur eine andere Form.“

– Zitat eines ukrainischen Teilnehmers über die schwierige Geschichte

„Die neueste Statistik besagt, dass in der ukrainischen Armee derzeit etwa 30 % Frauen kämpfen. Das ist eine enorme Zahl, aber wenn man an die Armee denkt, sieht man in der Regel keine Frauengesichter, und selbst in all den Social-Media-Posts, in denen wir den ukrainischen Streitkräften danken, sind in der Regel Bilder von Männern zu sehen, denn wenn man an einen Kämpfer oder einen Soldaten denkt, denkt man an Männer. Frauen sind nicht vertreten, und vielleicht fühlen sie sich auch schlecht, weil die Rolle der Frauen in diesem Krieg und generell viel größer ist, als es scheint. „

– Zitat eines ukrainischen Teilnehmers zum Thema Menschenrechte

Zweiter Stopp: Berlin

Die zweite Station der Ukrainian Vibes Tour fand am 17. Juli in Berlin statt. Direkt neben dem Brandenburger Tor, am Pariser Platz, baute das Team zum zweiten Mal während dieser Tour den Europe Dome auf und lud die Menschen ein, in zwei Diskussionsrunden mit ihnen zu diskutieren. Die erste Diskussion um 12 Uhr begann mit dem Thema Bürgerbeteiligung: Warum ist es wichtig, aktiv zu sein und welche Form der Bürgerbeteiligung hat die größte Wirkung?


In der zweiten Diskussionsrunde blieb das Thema dasselbe, aber der Schwerpunkt wurde auf bürgerschaftliches Engagement für den Umweltschutz verlagert, d. h. wie wir die Nachhaltigkeit durch aktive Beteiligung steigern können.

Eines der Ziele von Ukrainian Vibes ist die Erstellung eines Ideenkatalogs. Dabei handelt es sich um ein Dokument, das alle Beiträge der Teilnehmer während der Diskussionsrunden enthält und sich auf ihre Ideen für eine friedliche und nachhaltige Zukunft in Europa konzentriert. Am Ende des Projekts im September wird dieser Katalog an Vertreter des EU-Parlaments geschickt, damit die Stimmen der Bürger nicht ungehört bleiben.

Die Organisation Shelterbox Deutschland e.V. beteiligte sich mit einem Zelt am Ukrainian Vibes Project in Berlin. Shelterbox ist eine humanitäre Hilfsorganisation, die Menschen in der Ukraine mit lebensnotwendigen Gütern des täglichen Bedarfs und einem Zelt für Bedürftige versorgt. Während die Diskussion unter dem Europa-Dom blühte, sammelte Shelterbox Geld für die Ukraine.

Vor allem in Berlin war das Publikum so multikulturell und vielfältig wie in keiner anderen Stadt der Ukrainian Vibes Tour. Teilnehmer aus den USA, Afghanistan, Syrien, Chile, der Ukraine, Deutschland und vielen anderen Ländern kamen zusammen, um über die Zukunft der Ukraine und Europas zu sprechen. Sie alle wollten ihre volle Unterstützung für die Ukraine zeigen und an diesem einzigartigen kulturellen Austausch teilnehmen.

Während sich in Köln mehr Menschen im Voraus für unsere Veranstaltung angemeldet hatten, kamen in Berlin viele Passanten spontan zu den Diskussionen hinzu, um ihre Erkenntnisse zu teilen:

„Es gibt einfach so viele Möglichkeiten des Aktivismus, des Engagements, dass es manchmal sogar zu viel ist und dass man nicht weiß, welche die richtige Art von Aktivismus für einen ist, so dass es auch ein bisschen überwältigend sein kann.“ – Deutscher Teilnehmer

„Der erste Schritt, und das ist eine langfristige Lösung für alles, aber auch für dieses Thema, ist, sich zu bilden und einfach neugierig auf Themen zu sein und offener zu sein und zu sehen, was um einen herum passiert und sich mehr zu engagieren. Dazu muss man erkennen, dass man etwas verändern kann.“ – Ukrainischer Teilnehmer

„Vielleicht gibt es Programme von der Regierung, bei denen man einen Teil seiner Arbeitszeit – vielleicht ein paar Stunden pro Woche – in einer Organisation verbringen kann, wo man sich engagieren kann und trotzdem sein Gehalt bekommt.“ – Deutsche Teilnehmer

Dritter Stopp: Krzyżowa

Die dritte Station der Tournee des ukrainischen Vibes-Teams war in Polen, nämlich bei der Krzyżowa Stiftung für gegenseitige Verständigung in Europa.

Krzyżowa ist ein kleines Dorf, eine Stunde von Wrocław entfernt. Gerade die Räumlichkeiten der Krzyżowa-Stiftung sind von Bedeutung, wenn es darum geht, schwierige Geschichte in pro-europäisches Handeln umzusetzen: Hier traf sich während des Zweiten Weltkriegs die NS-Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis, und im Hof des Herrenhauses fand 1989 die Versöhnungsmesse zwischen Polen und Deutschland statt. Heute empfängt die Stiftung Krzyżowa regelmäßig Jugend- und Multiplikatorengruppen unterschiedlichster Herkunft und organisiert europäische Austauschprogramme.

Das Team von „Ukrainian Vibes“ begrüßte an diesem Tag, dem 20. Juli, ein Jugendaustauschprogramm mit jungen Menschen aus Polen, Deutschland und Spanien.


Während der Tourwoche im Juli erreichten die Temperaturen ihren sommerlichen Höchststand. Dadurch wurde der Aufbau der Kuppel immer anstrengender.

Glücklicherweise half die Jugendgruppe beim Aufbau mit und der Dome war nach nur einer Stunde Arbeit fertig. Der Gruppe hat es sehr viel Spaß gemacht, in die Projektarbeit integriert zu werden, so dass der Aufbau zu einem großen Vergnügen wurde. Bei guter Gesellschaft und Musik verging die Zeit wie im Fluge.

In Krzyżowa wurden die Themen in dem Sinne kombiniert, dass die erste Diskussion mit einer kurzen Einführung in die schwierige Geschichte begann und die Gruppe nach ihrem Wissen und ihrer Meinung gefragt wurde. Dies führte schnell zum Thema der Bürgerbeteiligung und der Frage, wie man individuell aktiv werden kann. Am Ende der Diskussion ging es um Umweltfragen in der Ukraine, Polen, Spanien und Deutschland, und die Teilnehmer erörterten, wie sie in verschiedenen Bereichen handeln können, um mehr Nachhaltigkeit zu erreichen.

Die Leitfrage des Tages lautete: „Was ist Ihre Vision für Europa?“, und das Team forderte alle Teilnehmer auf, ihm alles zu sagen, was sie an den Entscheidungen der Regierungen stört, die die Stimmen der jungen Generation übergehen.

„Ich finde es wirklich traurig zu sehen, wie sich die Länder rückwärts bewegen. Wir müssen viel an unseren Gesetzen und unserer Führung ändern, bevor wir wieder vorankommen können.“ – Teilnehmerin aus den USA

„Für mich ist es wirklich wichtig, mich aktiv zu erinnern und mir der schwierigen Geschichte meines Landes bewusst zu sein und mich nicht darauf zu verlassen, dass andere mich über die Schrecken des NS-Regimes aufklären.“ – Deutsche Teilnehmerin über schwierige Geschichte

„Die Rechte der Frauen wurden in Polen sehr leicht zerstört. Es ist so traurig für mich, wenn ich mir Karten für Frauenrechte ansehe und wir immer der rote Fleck sind – keine Rechte für Frauen, keine Abtreibungsrechte und nicht genug Geld. Es ist wirklich unsicher, eine Frau in Polen zu sein und eine Vision für die Zukunft zu haben. Ich möchte wirklich nicht den Moment erleben, in dem wir kein Wahlrecht haben. Das kann passieren, denn warum nicht, sie haben auch alle anderen Rechte beschnitten“. – Teilnehmerin aus Polen über Menschenrechte

Natürlich gab es auch Pausen zwischen den Diskussionsrunden, in denen sich das Team und die Teilnehmer ausruhen konnten. In Krzyzowa wurde der Europe Dome direkt neben dem Basketballplatz gebaut, so dass Katharina und einige der Teilnehmer eine Runde Basketball zusammen spielten. Letztendlich geht es bei der Tour nicht nur darum, Input für den Ideenkatalog zu bekommen, sondern auch um kulturellen Austausch und eine gute Zusammenarbeit.

Vierter Stopp: Wrocław

Die letzte Station der „Ukrainian Vibes“-Tour fand am 23. Juli auf dem Plac Solny in Wrocław statt. In der ersten Diskussion sprach das Team mit Teilnehmern aus den USA, Deutschland und Irland über den Erhalt von Kultur und Geschichte. Im zweiten Teil ging es um die Wasserkrise, denn Polens Wasserreservoirs leiden unter der Klimakrise. Angesichts der zunehmenden Dürren auch in den nördlichen Teilen Europas ist es wichtig, über Wasserknappheit und Lösungen für eine nachhaltige Wasserwirtschaft zu diskutieren.

Wrocław war die letzte Vorbereitung auf den Europe Dome für das ukrainische Vibes-Team. Nach einer Woche des Herumreisens und der Gespräche war das Team müde, aber immer noch motiviert für die letzten beiden Diskussionen. Nach der Veranstaltung fuhr das Team zurück zum Büro von Democracy International in Köln.

Nach einer Woche mit sehr hohen Temperaturen überraschte der letzte Tourstopp alle Teilnehmer mit heftigen Niederschlägen. Zum Glück hatte das Team den Regenschutz für den Europe Dome mitgebracht, so dass sie ganz bequem in der Mitte des Domes mit den anderen Teilnehmern sitzen und weiter über die Ukraine sprechen konnten.

Das ist Tom. Tom kommt aus Leipzig und ist ein Freund des Teams. Er ist extra nach Wrocław gekommen, um an der Veranstaltung teilzunehmen. Er half beim Aufbau der Europakuppel, gab eine Menge Input während der Diskussionen und hielt das Team bei Laune. Er nimmt an einem weiteren ASA-Projekt teil.

Im Rahmen dieses staatlich geförderten Qualifizierungsprogramms für junge Fachkräfte wurde Ukrainian Vibes ermöglicht. Das ASA-Programm wird von einer Agentur namens Engagement Global und im Auftrag des Bundes durchgeführt. Mit einem monatlichen Stipendium bietet ASA jungen Fachkräften die Möglichkeit, für sechs Monate Teil eines internationalen Teams zu werden, ihr Wissen über Entwicklungszusammenarbeit und globale Gerechtigkeit zu erweitern und an einem gemeinsamen Projekt für nachhaltige Entwicklung in Deutschland und dem jeweiligen Partnerland zu arbeiten.

Für das nächste Jahr planen Democracy International, das Nationale Ökologische Zentrum der Ukraine und Change Communication eine Fortsetzung von Ukrainian Vibes mit einer Tour durch Sachsen. Wer Interesse hat, dabei mitzumachen, kann sich bald auf der ASA-Webseite bewerben!

„Das ist wirklich wichtig, um Kunst auswendig zu lernen. Wenn man der Kunst nicht erlaubt, sich zu entfalten, dann erlaubt man auch kein kreatives Denken. Kunst war schon immer ein Provokateur, der die Menschen zum Nachdenken anregte. Das ist eine erstaunliche Methode, die sich heutzutage sehr schnell verbreiten kann.“ – Irische Teilnehmerin über schwierige Geschichte

„Wenn wir eine echte Demokratie hätten, eine direkte Demokratie, und die Mehrheit der Menschen in einigen Gebieten gegen die Massenproduktion stimmen würde, dann gäbe es sie vielleicht nicht mehr.“ – Deutsche Teilnehmerin über die Umwelt

„Die Pressefreiheit und das Demonstrationsrecht sind entscheidend für eine starke und aktive Zivilgesellschaft. Diese Rechte gibt es nicht in jedem Land.“ – Deutscher Teilnehmer über Menschenrechte

Obwohl es sehr schade ist, dass die Ukrainian Vibes Tour 2022 nicht in der Ukraine stattfinden konnte, ist das Team dennoch sehr froh, dass es auf Tour gehen konnte. Die vier Stationen unterschieden sich alle voneinander und es war spannend zu sehen, in welche Richtung sich die Veranstaltung jedes Mal entwickelte. Das Team war froh, mit einem so multikulturellen Publikum zu sprechen und die Ukraine bekannt zu machen. Hoffentlich wird das neue Team im nächsten Jahr eine ähnlich einzigartige Erfahrung machen können.

Geschrieben von Katharina Bews.

Ins Ukrainische übersetzt von Anna Proskurina und ins Deutsche von Katharina Bews.