Ukrainian Vibes sind zurück – In einer neuen Konstellation und mehr Schwierigkeiten als zuvor
Es war der 11. April, als wir alle, das neue Team von Ukrainian Vibes, im Büro von Democracy International in Köln zusammen kamen und anfingen, unser Projekt zu besprechen. Wir saßen zusammen beim Frühstück an diesem kleinen weißen Lacktisch und besprachen die Möglichkeiten des diesjährigen Ukrainian Vibes-Projekts. Ursprünglich war eine Tour durch die Ukraine mit Diskussionsveranstaltungen in allen großen Städten des Landes geplant. Angesichts der tragischen Ereignisse, die sich seit Februar dieses Jahres in der Ukraine ereignen, war eine andere Strategie erforderlich.
Unser Team wurde vom Freiwilligenprogramm ASA, einer Initiative der deutschen Entwicklungshilfeorganisation ENGAGEMENT GLOBAL, zusammengestellt, das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert wird. Beitragen soll das Projekt zur interkulturellen Kommunikation und zur Bewusstseinsbildung bezüglich der Themen Nachhaltigkeit und Demokratie innerhalb und jenseits der Grenzen der EU.
Ukrainian Vibes basiert erneut auf einem Austausch zwischen den beiden Partnerländern Deutschland und Ukraine und schafft ein breiteres Verständnis für globale Themen sowie eine sinnvolle Kommunikation zwischen diesen beiden Kulturen. Mit voller Unterstützung und in Zusammenarbeit mit Democracy International in Köln und den Partnerinstitutionen in der Ukraine, dem Nationalen Ökologischen Zentrum der Ukraine (NECU) und Change Communication (CC), wird das Projekt Ukrainian Vibes bis zum Ende des Sommers 2022 laufen.
Um diese Ziele zu erreichen, werden unsere Aktivitäten in vier Offline- und vier Online-Diskussionen im Rahmen der European Public Sphere-Initiative gipfeln, die so viele Teilnehmer:innen wie möglich zusammenbringen, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem Alter.

Unser Ukrainian Vibes Team: Anna (Kyiv), Nele (Leipzig), Olha (Kyiv) and Katharina (Göttingen). Wir arbeiten aktuell im Democracy International Büro in Köln.
Schon jetzt spiegelt unser Team den interkulturellen Austausch und die gleichberechtigte Zusammenarbeit wider, die der Ausgangspunkt jedes internationalen Projekts sein sollte. Es besteht aus zwei ukrainischen und zwei deutschen Teilnehmerinnen, die sich gemeinsam mit der Herausforderung des Zusammenhalts der Bürger:innen innerhalb und jenseits der EU-Grenzen beschäftigen. Anna kommt aus Kiew in der Ukraine und hat einen Bachelor-Abschluss in angewandter Mathematik. Mit ihrem umfangreichen Wissen über Geschichte ist sie unsere Expertin für eines der Hauptthemen der Tour, die herausfordernde Geschichte der Ukraine. Nele, eine Soziologiestudentin aus Sachsen in Deutschland, weiß nicht nur, wie man soziale Herausforderungen in der Gesellschaft versteht, sondern ist auch eine großartige Organisatorin und leitet die Struktur des Projekts. Olha, aus Kiew in der Ukraine, macht ihren Master in Umweltwissenschaften und bringt neben ihrem Studium viel kreativen Input in das Projekt ein. Katharina, die letzte Teilnehmerin, kommt aus Süddeutschland und hat einen Bachelor-Abschluss in Physik. Mit ihrem technischen Wissen und ihrem laufenden Journalistik-Studium ist sie prädestiniert für den Aufbau der Website und deren Inhalte. Unsere Koordinatorin Anne von Democracy International steht uns beratend zur Seite und unterstützt uns mit ihrem Wissen über Projektmanagement und andere Schwierigkeiten, die während der Projektzeit auftreten. Darüber hinaus stärken unsere Partner in der Ukraine, NECU und CC, unser Projekt mit ihrem Fachwissen und in der Zusammenarbeit mit NECU werden wir ein Formular zur Aufdeckung von Verbrechen gegen die Umwelt erstellen.
Seit dem Ende von Ukrainian Vibes im letzten Jahr im Sommer 2021 und dem Beginn von Ukrainian Vibes 2022 ist viel passiert. Es wurden neue Teilnehmer ausgewählt, das Projekt wurde neu gestartet und die Beschränkungen für Covid-19 wurden endlich zu großen Teilen aufgehoben. Doch der große Krieg hat gerade erst begonnen. Am 24. Februar begann Russland den Angriffskrieg mit einer groß angelegten Invasion in der Ukraine. Natürlich war die Realisierbarkeit des Projekts nun von entscheidender Bedeutung. Den beiden ukrainischen ASA-Teilnehmerinnen musste höchste Priorität eingeräumt werden. Im Laufe der Geschichte wurde die Ukraine, nicht zuletzt aufgrund der geografischen Lage und des fruchtbaren Bodens, von mindestens 14 Staaten besetzt. Trotz der sich daraus abzeichnenden Schwierigkeiten hielt das ukrainische Volk zusammen, was schließlich zur lang ersehnten Unabhängigkeit am 24. August 1991 führte. Dreißig Jahre später sieht sich das Land wieder einmal bedroht. Wie bereits erwähnt, ist eine Situation eingetreten, die das Ergebnis einer fast unvorstellbaren Geschichte von Besatzungen, Zwängen und purer Brutalität ist.

Hier zu sehen ist unser neues Ukrainian Vibes Logo. Es wurde von Olha Mordiuk entworfen in Anlehnung an das Ukrainian Vibes Logo vom letzten Jahr, welches von Katharina Assman designt wurde.
Trotz der kriegsbedingten Schwierigkeiten, die das Alltagsleben in der Ukraine unsicher machen, beschlossen Olha und Anna sowie die ukrainischen Partner, das Projekt durchzuführen. Schließlich sind Dialog, Austausch und Verständigung heute mehr denn je gefragt. Außerdem war es eine Gelegenheit, Anna und Olha nach Deutschland zu bringen, wo sie in Sicherheit sind.
Unser Team hat sich zum Hauptziel gesetzt, der Ukraine mit diesem Projekt so weit wie möglich zu helfen. Bei dem Projekt Ukrainian Vibes geht es hauptsächlich um einen interkulturellen Austausch, aber jetzt, wo der Krieg gegenwärtig ist, versuchen wir, ein Bewusstsein zu schaffen, nicht nur für die allgemeine Situation und die schwerwiegenden Folgen des Krieges, sondern wir wollen Ideen finden und Handlungsmöglichkeiten für die hoffentlich baldige Nachkriegssituation in der Ukraine fördern. Wir wollen die Geschichten von Ukrainern aus erster Hand sammeln und allen Menschen außerhalb der Ukraine die Möglichkeit geben, ihre Situation so gut wie möglich zu verstehen. Bei dem Projekt geht es nicht darum, jemandem ein schlechtes Gewissen zu machen oder ihm das Gefühl zu geben, er sei machtlos, weil er sich nicht engagiert. Stattdessen wollen wir Wege aufzeigen, in welcher Weise man sich verantwortlich fühlen kann und beginnen kann aktiv zu Handeln. Es geht darum, einen anderen Blickwinkel einzunehmen. In diesem Sinne ist das diesjährige Projekt noch wichtiger, als zunächst gedacht.
Wir saßen also alle zusammen an diesem kleinen, weiß lackierten Tisch und dachten über die möglichen Ergebnisse des Projekts nach. Ukrainian Vibes wird stattfinden, und es werden mit Sicherheit ukrainische Bürger:innen daran teilnehmen. Wie uns die Geschichte gelehrt hat, wird die Ukraine nicht durch ihre geografische Lage bestimmt, sondern durch ihre Menschen. Im Moment sind die Menschen in der Ukraine leider über die ganze Welt verstreut. Wir möchten sie in einem sicheren Raum zusammenbringen und ihnen die Möglichkeit geben, sich auszutauschen und ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen.
Autor: Katharina Bews
Von Anna Proskurina ins Ukrainische und von Nele König ins Deutsche übersetzt.
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