Soziale Gerechtigkeit in Europa neu denken
Witten, Deutschland | Am vergangenen Freitag fand in Witten der fünfte Dome-Talk der Nordrhein-Westfalen-Tour statt, die Mehr Demokratie im Rahmen des European-Public-Sphere-Projektes organisiert. Das Thema „Soziale Gerechtigkeit in Europa neu denken“ wurde im Zusammenhang mit der EU Conference Witten 2018 gewählt, die am selben Wochenende in den Räumen der Universität Witten/Herdecke stattfand. Gerhard Schuster war mit unter der Kuppel und fasst seine Eindrücke zusammen.
In den Tagen davor bangten wir schon wegen des Wetters. Es waren starke Gewitter und Unwetter vorhergesagt. Schlimmeres blieb aber aus, den Aufbau der Kuppel konnten wir noch weitgehend im Trockenen abschließen und wir hatten dann die Premiere mit unserem Regenschutz, den wir über unseren Dome zogen, „damit Europa nicht nass wird“, wie Jörg Eichenauer bei der Begrüßung feststellte.
Die Gäste waren zahlreich: Nikolai Fuchs von der GLS Treuhand, Brigitte Krenkers vom Omnibus für Direkte Demokratie, Sören Bärsch und Simon Gutleben von den Jungen Europäischen Föderalisten, Birgit Weinbrenner vom Institut für Kirche und Gesellschaft, Tom Tritschel, Pfarrer der Christengemeinschaft in Bochum, Alfred Groff aus Luxemburg, der auch schon beim Aufbau mitgewirkt hat und in Zukunft die Kuppel bei machen Gelegenheiten begleiten wird. Noch einige andere kamen hinzu, die von dem Kuppelgespräch gehört hatten oder einfach so vorbei kamen.
Das Thema war – in Abstimmung mit einer Konferenz, die an diesem Wochenende in Witten stattfand – „Soziale Gerechtigkeit in Europa neu denken“: Wie hängt die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit damit zusammen, dass sich Menschen immer wieder auch von Europa abwenden? – Kann die Bedeutung der Region in Europa so aufgewertet werden, dass aus regionaler Souveränität auch bessere Wirtschaftsstandards im Ganzen entstehen können? Wie kann der Staat, die Gemeinwohl-Aufgaben überhaupt noch erfüllen, wenn die Steuereinnahmen im globalen Wettkampf um den besseren Wirtschaftsstandard geringer werden? Dies waren einige der Fragen, die unter der Kuppel aufgeworfen wurden.
Was die Frage nach gerechten Einkommen betrifft, so wurde auch in Witten die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens aufgeworfen. Warum denken wir immer daran „Arbeit“ zu sichern, fragte etwa Tom Tritschel und warum sollte es nicht eigentlich ganz richtig sein, „Arbeitsplätze“, wo auch immer das möglich ist, von Robotern übernehmen zu lassen?
Innerhalb der lebendigen Diskussion kam Nikolai Fuchs zu der Feststellung, dass eigentlich hier die ganz elementaren Fragen bearbeitet würden und es im Engeren ja gar nicht um Europa gehe.
Geht es in Europa nur darum, zwischen Ost und West, zwischen den Wirtschaftsmächten Amerika und Asien sich behaupten zu können oder kann es auch darum gehen, in Europa etwas in Spiel zu bringen, das auch Schritte in die Richtung von globaler Solidarität setzt?
Die bisherigen Gespräche unter unser Kuppel waren so reichhaltig und lebendig, dass ich hoffe, dass wir bald die Möglichkeit haben werden, neben den kurzen Zusammenschnitten auch die vollständigen Gespräche als Mitschnitt anbieten zu können. Vielleicht machen wir mit dem Wittener Gespräch einen Anfang dazu. Ob dies alles so gelingt, hängt auch davon ab, wieviel Unterstützung unser Projekt erfährt.